Andrea Kauertz | StudentenPACK.

Ronald-McDonald-Haus Lübeck

Manchmal läuft das Leben einfach nicht nach Plan, da kann man tun, was man will. Dann müssen neue Lösungen gesucht werden und man muss versuchen, das Beste aus seiner Situation zu machen. Genau für diesen Fall bietet das Lübecker Ronald McDonald Haus Unterstützung. Das Gebäude, nur wenige Gehminuten von der Klinik entfernt, bietet Eltern schwer kranker Kinder ein Zuhause auf Zeit, wenn sich die Behandlung des Kindes länger hinzieht. So haben die Eltern die Möglichkeit, jeden Tag viele Stunden bei ihrem Kind verbringen zu können, ohne dafür quälend lange Anfahrtswege in Kauf nehmen zu müssen. Das ist aber nicht der einzige Vorteil, wie ich im Gespräch mit zwei Elternpaaren erfahre, die beide im Herbst letzten Jahres für mehrere Monate im Haus gewohnt haben, weil ihre Kinder viel zu früh zur Welt kamen. Für sie war es ebenso wichtig, unter Gleichgesinnten zu sein, die ihre Probleme und Ängste verstehen, mit denen sie aber auch über andere Dinge als die Krankheiten ihrer Kinder reden können. „Die Atmosphäre“, so die Eltern, „war immer gut und positiv“. Das fällt mir bei einem Rundgang durch das Haus mit der Leiterin Frau Kahlcke-Beall auch direkt auf. Alles ist offen und großzügig angelegt, freundlich und einladend der Eindruck, der bei mir bleibt.

Insgesamt zwölf Apartments stehen für Familien zur Verfügung, dazu Gemeinschaftsräume, eine große Küche, Spielzimmer und ein Garten. Neben der Hausleiterin sind dort noch zwei weitere Hauptamtliche und 30 Ehrenamtliche beschäftigt, die sich um alles kümmern, angefangen vom Hausmanagement, über die Familienbetreuung bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Der Dienstplan wird so strukturiert, dass immer ein Ansprechpartner für die Familien da ist, der zum Beispiel auch bei einem Sterbefall Beistand leisten kann. Die jährlichen Kosten für das Haus belaufen sich auf 160.000 Euro. Ein Drittel davon wird durch die von den Eltern zu zahlenden Übernachtungskosten von 20 Euro pro Nacht abgedeckt. Die anderen zwei Drittel werden durch Geld-, Sach- und Dienstleistungsspenden finanziert. Zu diesem Zweck werden in regelmäßigen Abständen Aktionen wie etwa der Tag der offenen Tür durchgeführt, mit Flohmarkt, Kuchenbuffet und musikalischer Untermalung.

Erbaut wurde das Haus 1999 von der McDonald Kinderhilfe Stiftung. Und diese hat wirklich etwas mit der uns allen bekannten Fastfood-Kette zu tun: Vom Gründer Ray Kroc wurde 1974 die McDonald’s House Charities (früher: McDonald Children’s Charities) in den USA ins Leben gerufen. Es kam dazu, da die Tochter eines Footballspielers, der bei Ray Kroc unter Vertrag stand, an Leukämie erkrankt war und für lange Zeit im Krankenhaus zur Behandlung bleiben musste. Dabei kam jene Idee auf, ein Haus zu bauen, in dem die Eltern der Kranken für die Behandlungszeit unterkommen können. Ray Kroc unterstützte die für den Hausbau durchgeführte Spendensammlung. Dadurch konnte das erste Haus 1974 in Philadelphia gebaut werden. Die deutsche McDonald’s Kinderhilfe Stiftung ist also ein Teil der McDonald’s House Charities. Mittlerweile gibt es in Deutschland 16 Häuser an großen Kliniken.

Es ist wohl leicht vorstellbar und wird sogar durch Studien belegt, dass es kranken Kindern enorm bei der Genesung hilft, wenn ihre direkten Bezugspersonen viele Stunden am Tag nahe bei ihnen sind: Schmerzen können so leichter ertragen, unangenehme Untersuchungen durchgestanden und die Langeweile in Ansätzen bekämpft werden (das haben wohl auch die Krankenkassen verstanden, denn der Übernachtungsbeitrag von 20 Euro wird in fast allen Fällen übernommen). Die Ronald McDonald Häuser leisten dazu einen Beitrag, den wohl nur die Betroffenen selbst ganz einschätzen können. Dieser Beitrag zieht an vielen von uns vorüber, ist vielleicht still und macht doch für viele kleine Menschen einen sehr großen Unterschied!

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