In der FDP dachte man wohl, man könne die wiederholte Diskussion über die Privatisierung der Uniklinik elegant unter den Aschewolken des Eyjafjallajökull (ˈɛɪjaˌfjatlaˌjoekʏtl) an uns vorbeischleusen. Doch die haben nicht mit dem hochinvestigativen Journalismus der Lübecker Nachrichten gerechnet.

Wolfgang Kubicki, seines Zeichens FDP Fraktionschef in der schleswig-holsteinischen Landesregierung bestätigt im LN-Interview, dass er und seine Freunde aus der Haushaltsstrukturkommission mal soeben entschieden haben, die Klinik bis 2015 zu verschachern. Da wird man ‘ne Menge mit sparen und privatisierte Kliniken laufen ja sowieso immer viel besser als die anderen. Ach ja, was aus der universitären Ausbildung wird, das scheint den Herren ziemlich egal zu sein, schließlich sind die da um zu sparen und nicht um zu lehren. Wenn der neue Investor nix mit den Professoren und Studenten anfangen kann, dann wird die Uni eben zugemacht, basta!

Das verwundert mich. Ich habe doch noch die Worte von unserem Gesundheitsminister in den Ohren. Der aufstrebende Stern am FDP-Himmel, der immer freundlich in die Kamera lächelt und vergeblich versucht hat, die Pharmalobby in Angst und Schrecken zu versetzen, hat letztens noch verkünden lassen: „Deutschland hat zu wenige Ärzte.“ Er forderte mehr Ausbildungsplätze für Medizinstudierende. Und da kommt irgendeine Haushaltsstrukturkommission und will mal eben 3500 Studienplätze streichen?! Ich denke mir, vielleicht liest der Herr Rösler ja nicht jeden Tag die LN. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das sogar sehr wahrscheinlich. Also schnappe ich mir eine Ausgabe und spurte zum Bahnhof.

Als ich in Hamburg ankomme wird mir die Präsenz der Aschewolke wieder bewusst. Der Bahnhof scheint aus allen Nähten zu platzen. Der Ausfall der bemannten Luftfahrt scheint die Bahn an ihre Grenzen zu treiben – aber egal, ich habe eine Mission. Ich kämpfe mich die Treppen runter, lasse den ein oder anderen Touristen meine Ellenbogen spüren und schaffe es in den ICE reingedrückt zu werden. Mit Tempo 300 geht es nach Berlin – hab ich gedacht.

Leider war der Zug in umgekehrter Wagenreihung eingefahren. Da dies anscheinend keiner gemerkt hat, gibt es jetzt eine Völkerwanderung quer durch den Zug. Das wird dem Schaffner zu bunt. Kurzerhand lässt er den ICE anhalten und an irgendeinem Regionalbahnhof, an dem der weiße Blitz sonst durchrasen würde, wirft er uns raus. Alle müssen sich ihren Wagon suchen und wieder einsteigen. Ohne diesen Schaffner hätte der ein oder andere wohl erst in Berlin seinen Sitzplatz erreicht. Aber ich bin auf Kurs.

In Berlin angekommen muss ich erstmal nachfragen, ob ich wirklich am Hauptbahnhof bin. In gebrochenem Englisch überzeugt mich der Schaffner, dass dies hier kein Einkaufszentrum ist, sonder wirklich ein Bahnhof. Ich bin begeistert! Englisch redet hier anscheinend jeder mit jedem, denn man weiß ja nie, ob man es mit einem Touristen zu tun hat. Das soll mir jetzt egal sein.

Im Bundesministerium für Gesundheit begrüßt mich Benedikt am Tresen. Was er hier mache? Natürlich ein Praktikum! Dr. Rösler sei übrigens gar nicht im Hause, der sei in Italien gefangen. Und Zug fahren könne man ihm wirklich nicht zutrauen. Da muss ich Benedikt Recht geben. Benedikt beruhigt mich aber: Er sagt mir, dass hier in Berlin auch ohne LN die Geschichte angekommen sei. Es gibt auch schon einen Interessenten. Spontan habe sich die Mövenpick Holding AG bei der FDP gemeldet und vorgeschlagen, dass man doch aus der Klinik ein schönes Hotel machen könne. Wenn es so weit kommt, hoffe ich wenigstens auf besseres Essen im Personalkasino.

Noch keine Kommentare, sei der Erste!