Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Theodor Rietschel und Prof. Dr. Werner Solbach

Die Entscheidung, den diesjährigen Jahresempfang der Uni zu besuchen, fällt bei mir eher spontan: In der Redaktionssitzung tags zuvor bekomme ich den letzten freien Platz unseres vier Personen umfassenden Kontingents angeboten und da ich am Dienstagabend eh nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste, sage ich zu. Wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung, als ich mir die Gästeliste bewusst mache, beginne ich mich plötzlich zu fragen, wie man sich als studentischer Teilnehmer angemessen kleiden sollte. In Ermangelung an anspruchsvollen Alternativen entscheide ich mich schließlich für eine dynamische Kombination aus Polohemd, Jeans und Uni-Jacke. Die zahlreichen am Audimax vorfahrenden dunklen Limousinen und die aus diesen aussteigenden Herrschaften lassen mich kurz an meiner Wahl zweifeln, doch meine Begleiter finden die Kombination „sehr schön“ und machen sich über den angeblich gebügelt aussehenden Kragen lustig.

Wir begeben uns in den bereits gut gefüllten großen Hörsaal und warten darauf, dass es los geht. Das Philos-Quartett der Musikhochschule Lübeck empfängt das Publikum mit Musik von Joseph Haydn. Es wird auch im weiteren Verlauf des Abends durch Intermezzi die thematischen Blöcke verbinden und das Programm schließlich ausklingen lassen. Meine ungeübten Ohren meinen, einer souveränen Vorstellung vierer sehr talentierter junger Musiker beizuwohnen, aber dennoch wirkt die klassische Musik im kargen Ambiente des spartanisch dekorierten und nicht sonderlich stimmungsvoll erleuchteten Hörsaals irgendwie verloren. Ein für den Großteil des Abends sinnloserweise an die Wand projizierter geöffneter Dateiordner vor üblich chaotischem Desktophintergrund tut sein übriges.

Prof. Peter Dominiak, unser Präsident, begrüßt alle Anwesenden. Er plaudert eine Weile über die Situation und vor allem die Pläne für die Zukunft unserer Universität (StudentenPACK berichtete). Das große goldene Universitätsiegel an der Kette um seinen Hals verleiht seinen Worten Gewicht. Dann übergibt er das Rednerpult an die anwesenden Vertreter der Politik, zunächst Frau Dr. Cordula Andreßen, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holsteins. Bereits während sie ihre Grüße an das Publikum richtet, drohen ihr die Worte auszugehen; es wirkt, als müsse sie überlegen, wen sie eigentlich anspricht. Allem Anschein nach ist ihr nicht wohl bei der Sache, alleine die Finanzsituation des Landes zur Sprache zu bringen und bei den Autonomiebestrebungen der Uni etwas auf die Bremse zu treten, denn man könne und wolle „Wohltaten nicht mit der Gießkanne verteilen“. Den Gegenpol dazu bietet direkt danach Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, der mit dem Argument, „auch Fusionitis ist eine Krankheit“, das Publikum auf seiner Seite hat.

Endlich ist der Zeitpunkt für die große Enthüllung des Abends gekommen: Die Vorstellung des neuen Corporate Design der Uni. Doch auch jetzt noch wird der Moment hinausgezögert. Glücklicherweise entpuppt sich der beim Blick auf das Programm als unnötig eingeschätzte Vortrag von Prof. Oliver Rentzsch von der Fachhochschule Lübeck zum Thema „Marketing und Markenbildung an Hochschulen“ als äußerst zwerchfellstimulierend. Der gute Mann schafft es, den Bogen von allgemeinen Anforderungen des Marketings über die Parallelen zwischen der Gewohnheit, im Restaurant immer das gleiche zu bestellen und (noch) in einer festen Beziehung zu leben, bis hin zu seiner eigenen Laufbahn, die auch einst an unserer Uni Station machte, zu spannen und wünscht auch aus eigener Verbundenheit der Uni viel Erfolg unter den neuen Farben. Schließlich liest noch der Designer Uli Schmidts, der in der letzten Ausgabe seine Sicht der Dinge schilderte, brav seinen vorbereiteten Text vor und blendet dann vom alten auf das neue Siegel über, während zwei Studenten große Banner mit selbigem entfalten. Die große Reaktion im Publikum bleibt aus, Schmidts spult noch ein paar mal vor und zurück, doch ich vermute, der Großteil der Gäste war ohnehin bereits eingeweiht.

Der letzte Punkt auf der Tagesordnung ist die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Ernst Theodor Rietschel, heute Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Eigentlich sollte er Mitglied einer Delegation in Begleitung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, auf einer Südamerika-Reise sein. Da auch der Laudator Prof. Jörg Hinrich Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts Berlin, aus diesem Grund nicht verfügbar ist, verliest Prof. Dominiak dessen Laudatio. Prof. Werner Solbach, Dekan der Medizinischen Fakultät, überreicht die Urkunde und der Geehrte bedankt sich herzlich: „Die Ehrendoktorwürde von der eigenen Universität zu erhalten, schmeckt besser als Lübecker Marzipan.“ Dann verteilt er noch den einen oder anderen Ratschlag für die Zukunft. Auch wenn „die Entzündung immer da sein“ werde, müsse sich die Uni für die Zeit nach der Exzellenzförderung einen weiteren Schwerpunkt suchen, den er in der Neuroendokrinologie sieht.

Er wird mit großem Applaus bedacht, ebenso wie das Philos-Quartett nach seinem musikalischen Ausklang. Letzteres kommt über zaghafte Versuche, der obligatorischen Blumenüberreichung zu entfliehen, nicht hinaus und so endet der Programmteil. Am Ausgang der Hörsaals werden große Tüten mit wenig Inhalt verteilt, namentlich neu gestaltetes Infomaterial der Uni und das neue Marzipansiegel. Wir stellen fest, dass die Entfernung der Umrahmung des Siegels der Marzipanmenge leider abträglich war. Den anschließenden Stehempfang verlasse ich schnell, um mich noch im Sonnenuntergang auf den Heimweg begeben zu können.

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