So langsam ist das Semester vorbei und die fleißigsten unter uns haben sich schon den TOP Praktikumsplatz für die vorlesungsfreie Zeit organisiert. Das finde ich in jeder Hinsicht lobenswert und vorbildlich! Denn in unserer heutigen Zeit, in der die Arbeitgeber vom Staat gezwungen werden, ein Vermögen für Lohnnebenkosten abzudrücken, während sie kaum in der Lage sind, adäquate Boni auszuschütten, ist ein freiwilliges Praktikum ein Dienst für Deutschland. Wer gnadenlos überqualifiziert ist und dennoch unbezahlte Arbeit annimmt, der schafft die Grundlage für Wachstum und Beschleunigung in unserem Land!
Deshalb verwundert es kaum, dass die meisten, die einer solch edlen Verpflichtung nachgehen nur so vor Freude und Tatendrang strotzen. Penibel bereiten sie sich vor. Kochen literweise Kaffee, machen Kurzsprints zwischen Büro und Kantine, perfektionieren ihr Zehnfingerschreiben und telefonieren wie die Weltmeister. Wer will schon unvorbereitet in seine unbezahlte 60-Stunden-Woche gehen?!

Die eben genannten Fähigkeiten reichen aber bei weitem nicht aus um sich auf dem hart umkämpften Praktikantenmarkt durchzusetzen. Ohne ein Hochschulstudium mit Bestleistungen, drei Fremdsprachen flüssig in Wort und Schrift, einem abgeschlossenem EDV Kurs und einem hohen Maß an Engagement wird es schwer, sich durchzusetzen. Doch am wichtigsten sind… Vorpraktika. Wer sich bereits für den ein oder anderen
Lehnsherr erfolgreich abgeschuftet hat, bekommt schnell eine Empfehlung. Diese Bescheinigung ist mit Abstand das wertvollste was man sich während seines Praktikums erarbeiten kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann seinen Bewerbungsunterlagen noch ein paar hundert Euro beilegen, das bringt einem noch ein paar Extra-Punkte und auch wieder frisches Kapital auf die Finanzmärkte.

Ach, wie schön ist es dann, Praxiserfahrung zu sammeln. Schade ist lediglich, dass man sich mit diesen hart erarbeiteten Bescheinigungen (die übrigens ihr Gewicht in Gold wert sind) später auf Arbeitsstellen bewerben wird, die leider schon an besser qualifizierte Praktikanten vergeben
sein werden. Denn um dauerhaft im Geschäft bleiben zu können muss man in der Champions-League gespielt haben. Stichwort: Auslandspraktikum!

Wer bewiesen hat, dass er unter den übelsten Umständen, in den dunkelsten Winkeln der Erde gearbeitet hat und zudem noch das Kapital besitzt sich dies zu leisten, dem stehen alle Türen offen. Ja und was Benedikt angeht… dem habe ich die sagenhafte Möglichkeit eröffnet, ein dreimonatiges Praktikum in einem renommierten Betrieb zu absolvieren. In meinem! Er wird damit zu meinem Assistenten. Zu den Hauptaufgaben gehören Kaffee kochen, abwaschen, saugen, den Müll raus bringen und wenn er sich gut anstellt, dann darf er in der nächsten Ausgabe sich Gedanken über den Titel machen. Natürlich erhält er am Ende eine dieser Bescheinigungen, doch um mir den Stempel leisten zu können musste ich 25 Euro Bearbeitungsgebühr kassieren, das finde ich nur fair.

Wer also noch keinen Praktikumsplatz hat, der kann sich vertrauensvoll an mich wenden, denn wie ich gehört habe, sucht mein Assistent händeringend nach einem neuen Praktikanten!

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