Für den einen ein Graus, für den anderen ein willkommener Feiertag zwischen Weihnachten und Ostern: der Valentinstag. Eigentlich sollte man meinen, dass ein glückliches Paar sich jeden Tag seine Liebe zeigt und diese keinen eigenen Feiertag braucht, um zelebriert zu werden, zumal ja auch schon Weihnachten „das Fest der Liebe“ genannt wird.

Eines ist klar, dieser Tag ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Wirtschaft. Doch ist der Valentinstag wirklich nur eine Erfindung dieser, um den Menschen ihr Erspartes in einem weiteren Fest aus der Tasche zu ziehen? Und warum ist Valentinstag dann im Winter und nicht im riesigen Sommerloch der feiertagsfreien Monate?

Der 14. Februar ist zunächst einmal aus religiöser Sicht betrachtet ein Gedenktag einer Reihe von Heiligen, unter anderem des Valentin von Rom (katholisch, anglikanisch) und des Valentin von Terni (katholisch). Bei diesen beiden ist unklar, ob es sich nicht sogar um ein und dieselbe Person handeln könnte, doch die Vermutung liegt nahe, da über Valentin von Terni berichtet wird, dass er zuletzt auf Rufen des Rhetors Kraton nach Rom kam, um dessen verkrüppelten Sohn zu heilen. Vereint man mehrere Legenden um Valentin von Terni oder Rom, lässt sich daraus eine schöne Geschichte zusammenbasteln, die wirklich zu dem Namensgeber dieses Tages der Liebe passt:

Valentin, ein Bischof aus Interamna an der Via Flaminia, dem heutigen Terni, ging auf die Straßen hinaus, um die Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen und sie in diesem zu unterstützen. Den Männern aus Terni riet er statt in den Krieg zu ziehen doch lieber bei ihren Frauen und Kindern zu bleiben. Er traute junge Paare christlich, auch wenn deren Familien mit einer Hochzeit nicht einverstanden waren, war ein wahrer Vater der Armen und stand deshalb in allgemeiner Achtung, selbst unter den Heiden. Den Menschen die an seinem Kloster vorbeikamen, schenkte er Blumen aus seinem Garten. Valentin soll sehr viel an den heiligen Märtyrer gelegen haben, weshalb er sie in den Gefängnissen besuchte, ihnen diente und für ein ihrem Glauben angemessenes Begräbnis sorgte. Unter Kaiser Claudius wurde er ergriffen und in ein Gefängnis gebracht, denn dieser hatte das Heiratsverbot eingeführt, um mehr junge Männer für den Krieg zu haben. Einige Zeit später wurde er dem Kaiser vorgeführt, der den Bekehrungsversuchen Valentins zum christlichen Glauben keineswegs abgeneigt zu sein schien. Doch Calphurnius, ein boshafter Präfekt der Stadt, verbreitete daraufhin, der Kaiser ließe sich von Valentin beeinflussen und das Volk würde seine Götter verraten müssen. Der Kaiser befürchtete nun einen Volksaufstand und übergab Valentin in die Hände des Präfekten, welcher ihn zum Richter Asterius brachte. Valentin heilte dessen Pflegetochter von Blindheit und bekehrte so Asterius und all seine Angehörigen zum Christentum. Als der Kaiser, immer noch wegen eines Aufstands besorgt, dies erfuhr, lies er ihn und seine neue Glaubensgemeinde ins Gefängnis bringen und ihn am 14. Februar 269 köpfen.

Doch die Bräuche des Blumenschenkens und des Feierns der Liebenden lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. So steht der Valentinstag mit dem Gedenktag der griechischen Schutzgöttin der Ehe und Familie, Hera, in Verbindung. Dieser wurden Blumenopfer dargebracht und per Los wurden probeweise junge Paare für die Dauer eines Jahres verbandelt. Im alten Rom wurde das Fest als Lupercalia-Fest für die Göttermutter Juno als eine Art Reinigungsfest begangen, diente aber auch der Sühne und der Befruchtung des Landes und seiner Bewohner. Die Lupercalien wurden zum 15. Februar gefeiert. Im Zuge der Christianisierung wurden dann den heidnischen Festen christliche Hintergründe verpasst, so auch dem Lupercalia-Fest durch die Verbindung mit Valentin von Terni als Schutzpatron des 14. Februars.

Höchstwahrscheinlich lässt sich die ungeheure Popularität des Valentinstages im angelsächsischen Bereich auf ein Gedicht von Geoffrey Chaucer, „Parlament der Vögel“, zurückführen, das zu einer St. Valentinsfeier am Hofe Königs Richard II. 1383 verfasst und erstmals öffentlich vorgetragen wurde. In diesem Gedicht ist die Rede von Vögeln, die an sich an diesem Feiertag um die Göttin der Natur versammeln und sie um einen Partner für jeden von ihnen bitten.

Seit dem 15. Jahrhundert werden in England Valentinspaare gebildet, die sich kleine Geschenke oder Gedichte schicken. Da besonders in England der Valentinstag als Tag der Liebenden gepflegt wurde, verwundert es kaum, dass ihn die ersten Auswanderer mit nach Amerika übernahmen. Von dort kam er durch die amerikanischen Besatzungssoldaten nach dem 2. Weltkrieg zu uns nach Deutschland und wurde 1950 mit Veranstaltung des ersten „Valentinsball“ in Nürnberg offiziell eingeführt. Die Floristen und die Süßwarenindustrie verstärkten daraufhin massiv ihre Werbung und seither hat der Valentinstag eigentlich zu Unrecht den Ruf, ein erfundener Tag der Blumenhändler zu sein.

In Japan beschenken am 14. Februar Frauen die Männer in ihrer Familie und in ihrem Bekanntenkreis mit Schokolade und dürfen dafür dann weiße Schokolade am White Day, der einen Monat später ist als Gegengeschenk erwarten. In China feiern zunehmend mehr junge Menschen, die am westlichen Lebensstil interessierten sind, den Valentinstag. Auch in Brasilien gibt es einen Tag der Liebe, dieser wird dort aber erst am 12. Juni gefeiert. Der Valentinstag hat also durchaus seine unkommerzielle Geschichte, auch wenn er für uns nicht mehr dieselbe Bedeutung hat, wie die Lupercalien für die Römer.

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