Wasser, das aus Lampen regnet, angebohrte Stromleitungen, verlegte Bauzeichnungen: Die Liste der kursierenden Gerüchte ist etwa so lange wie der Zeitraum, in dem an Haus 64 schon gebaut wird. Der Informatiker-Tempel wird seit Anfang des Semesters aufgestockt. Grund für den Ausbau des Gebäudes ist in erster Linie die Tatsache, dass das Land als Träger die Seefahrtsschule aus Denkmalschutzgründen aufgeben will. Folglich braucht das Mathe-Institut eine neue Bleibe. Ebenfalls umziehen wird das Institut für Technische Informatik und auch die FH habe immer Bedarf, so Prof. Jürgen Prestin, Leiter des Instituts für Mathematik und Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dabei war das Haus 64 von Anfang an mit vier Stockwerken konzipiert, das oberste wurde aber zunächst aus Kostengründen weggelassen.

Dass nun Dinge schief gehen, sei zu erwarten gewesen bei einem Bauvorhaben dieser Größe, befindet Prestin rückblickend. De facto sei es beim Abheben des Daches und beim Verlegen der Notabdichtungen zu Fehlern gekommen, die zu erheblichen Wasserschäden führten. Dadurch musste das Zentrum für Fernstudium und Weiterbildung im Erdgeschoss vorübergehend das Büro räumen und auf Ersatzräume ausweichen, bis die eigenen Räumlichkeiten saniert sind. Außerdem sei eine so genannte Stromschiene, ein wichtiges Kabel, defekt gewesen, was aber bald behoben war. Daraufhin habe man sich mit den zuständigen Bauunternehmen zusammengesetzt, „sehr ernsthafte, aber konstruktive Gespräche“ geführt und die Ursachen erkannt. Diese sollen nun während des weiteren Ausbaus besonders berücksichtigt werden. Ein Gutachter wird sich zudem mit den Schäden befassen, damit an der Uni nichts hängen bleibt.

Glücklicherweise befinden sich die großen Server und das Rechenzentrum in dem Teil des Gebäudes, dessen Aufstockung noch aussteht. Zwar hingen an diesen Räumen auch die Rechner des UKSH, somit dürfe einfach nichts schief gehen. Da die gleichen Fehler aber nicht noch einmal passieren sollten, zeigt sich Prestin recht optimistisch. Auch seien Lehre und Forschung nicht im großen Stil beeinträchtigt. „Natürlich passiert es, dass eine Übung oder im schlimmsten Fall eine mündliche Prüfung durch den Baulärm gestört wird. Das lässt sich einfach nicht vermeiden!“, bedauert Prestin. Doch soweit es absehbar war, habe man alles so geplant, dass solche Fälle weitgehend ausgeschlossen wurden.

Trotz allem und auch unabhängig vom aktuellen Wetter scheint alles noch nach Zeitplan zu laufen. Und das angestrebte Bauende am 15. April 2011 scheint nach wie vor plausibel. Dann heißt es ausziehen aus der Seefahrtsschule für Prestin und seine Mathematiker. Dem steht Prestin ambivalent gegenüber. Zum einen finde er die Campusidee, wie sie in Lübeck umgesetzt wird, sehr gut. Und für ihn als Dekan und Institutsleiter in Personalunion bedeutet dies in erster Linie weniger Fahrtstrecke zwischen den Instituten, räumlich engere Zusammenarbeit mit den Kollegen, unkompliziertere Kommunikation. Doch schaut er auch mit einem weinenden Auge der Zukunft entgegen: Das Ambiente der Seefahrtsschule, die Nähe zur Stadt und die guten Arbeitsbedingungen werden ihm sicher fehlen.

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