Im Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwickung (CHE) gehört die Universität zu Lübeck schon seit einigen Jahren immer wieder zur Spitzengruppe: klein, gute Pro-Kopf-Betreuung, hohe Studentenzufriedenheit, gute Lehre. Und immer mehr wird die Uni zu einem Studentenmagneten, insbesondere in der Medizin. Ende des vergangenen Jahres gab das CHE neue Zahlen und Ranglisten heraus. Dieses Mal nicht bezogen auf die Qualität der Lehre, sondern auf die der Forschung. In zwei der Rankings ist auch Lübeck vertreten: zum einen im Fach Medizin, zum anderen – und das ist neu – in der Informatik.

Für das medizinische Ranking wurden 35 Unis miteinander verglichen. Es wurden „die verausgabten Drittmittel, die Ergebnisse einer bibliometrischen Analyse sowie die Anzahl der Promotionen und Erfindungsmeldungen“ für die Bewertung berücksichtigt. Wer dabei in mindestens fünf von neun Bereichen zur Spitzengruppe gehörte, darf sich künftig als „forschungsstarke Hochschule“ bezeichnen. Klarer Sieger in der Medizin ist die Uni Tübingen, die außer bei den Zitationen überall zur Spitzengruppe gehört und zudem noch eine hohe Reputation bei dazu befragten Hochschulprofessoren erlangt. Lübeck ist hier leider nicht vertreten. Doch nur, weil Lübeck nicht zu den Gesamtsiegern gehört, heißt das nicht, dass die Uni nicht in der einen oder anderen Teildisziplin mithalten kann.

Zunächst wurden die Drittmittel näher beleuchtet. Hier berücksichtigt wurden Mittel von der DFG, von der EU, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, weiteren Bundes- und Landesgeldern sowie Mittel von Stiftungen, vom DAAD, für Graduiertenkollegs und aus der Privatwirtschaft. Bester in dieser Kategorie ist die LMU München mit knapp 115,4 Millionen Euro jährlich, was rund 729000 Euro pro Professor entspricht. Gleich danach kommt die Berliner Charité, doch schon auf dem 3. Platz, den die Uni Heidelberg erreicht, stehen insgesamt nur noch knapp die Hälfte an Geldern zur Verfügung. Lübeck ist relativ weit abgeschlagen, gehört mit 13,2 Millionen insgesamt zur Schlussgruppe, kann sich aber zumindest mit der Pro-Kopf-Verteilung je Professor (236200 Euro) noch in die Mittelgruppe retten. Während die LMU und die Charité das meiste Geld von der DFG bekommen, die LMU zudem herausragend ist, was wirtschaftliche Förderung angeht, so bezieht Lübeck die meisten Drittmittel aus EU-, Bundes- und Landesgeldern.

Einen weiteren Unterpunkt der Bewertung stellen die Publikationen dar. In einem komplexen Verfahren errechnet das CHE hier, welcher Wissenschaftler von welchem Institut an welcher Universität was veröffentlicht hat und wie oft zitiert wurde. In der Spitzengruppe schon bekannte Namen: Da sind die Berliner, die beiden Münchner Unis, Tübingen, Hannover und Heidelberg. Doch während die Charité nur in der absoluten Menge punktet, bei Publikationen je Prof und Zitationen je Paper nur in der Mittelgruppe landet, stellt die TU München wohl den wahren Testsieger: Als einzige Uni bekommt sie drei grüne Punkte. Lübeck scheint auf den ersten Blick wieder weit abgeschlagen in der Schlussgruppe. Doch bei genauerer Betrachtung sieht man in der gleichen Zeile auch einen grünen Punkt: Je Professor wurde 18,6 Mal publiziert. Damit ist Lübeck auf Platz 8, also ganz weit vorne mit dabei und verdient sich sogar eine Erwähnung im Text: „Hervorzuheben ist die Medizinsche Universität Lübeck“; da kann man sogar verschmerzen, dass unsere Uni eigentlich gar nicht mehr so heißt.

Ganz ähnlich sieht es bei den Promotionen aus: Die große Masse an den großen Unis, als Sieger darf sich hier Freiburg wähnen. Lübeck ist insgesamt erneut nur Mittelfeld. Was aber die Promotionen je Prof angeht, teilt sich unsere Uni den 9. Platz mit der LMU München und den Kielern.

Der letzte Aspekt, der in den objektiven Teil des Rankings einfloss, waren die Erfindungen, die sowohl von Professoren als auch von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Institute stammen konnten. Dabei wies das CHE gesondert darauf hin, dass die Erfindungsmeldungen „für eine anwendungs- bzw. transferorientierte Forschung“ stünden. Ganz oben stehen auch hier die Charité und Tübingen. Freiburg, die LMU und Mainz sind nicht weit entfernt, sogar Hamburg reiht sich noch mit ein. Weit abgeschlagen – und dieses Mal wirklich – ist Lübeck, mit 9,7 Erfindungen pro Jahr (zum Vergleich Charité: 61,7). Und auch 1,7 Erfindungen je Prof reichen höchstens noch für einen knappen Sprung ins Mittelfeld.

Angesichts des Gesamteindrucks überrascht es nicht, dass die Professoren, die befragt wurden, welche Unis sie als in der Forschung führend betrachten, Lübeck nicht mit aufzählten. Da gehen nun mal renommierte Namen, wie Heidelberg, LMU, Charité, Freiburg, TU München und Hannover viel leichter von den Lippen.

Angesichts der Größe – oder besser der Kleine – der Fakultät muss sich Lübeck jedoch mit Sicherheit nicht verstecken. Die ganzen Doktoranden müssen einfach ein bisschen reger publizieren.

Doch Lübeck besteht ja nicht nur aus Medizinern. Erstmalig rankte das CHE 2009 auch die Informatik. Dabei wurden 61 Universitäten in Sachen Drittmittel und Promotionen verglichen. Auf eine bibliometrische Analyse wurde zunächst verzichtet, da es noch keine „geeignete Datenbasis“ gebe, mit der ein Vergleich möglich wäre. Nach CHE-Angaben beschäftige sich der Fakultätentag Informatik derzeit mit einer solchen Datenbasis, diese solle dann im nächsten Rankingszyklus auch mit einbezogen werden.

Insgesamt gab es also vier Spitzenplätze (zwei absolute, zwei relative) zu erreichen. Unis, die drei oder mehr erlangten, dürfen sich forschungsstark nennen. Volle Punktzahl und zusätzlich eine gute Reputation durch die Professoren erreichten demnach das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die TU München sowie die Uni Saarbrücken.

Bei der Drittmittelvergabe wurde wieder berücksichtigt, was von DFG, von EU, Bund und Ländern, was von DAAD, Stiftungen oder Wirtschaft gezahlt wurde. Das größte Einkommen konnte dabei die TU Berlin verzeichnen: über 12,9 Millionen Euro insgesamt, rund 135.000 Euro pro Wissenschaftler. Dicht folgten hier Saarbrücken, das KIT und die TU München. Lübeck gehörte mit 1,7 Millionen insgesamt und 33.400 Euro je Wissenschaftler immerhin zum soliden Mittelfeld und ist damit knapp vor den Kielern, die Gefahr laufen, in die Schlussgruppe abzurutschen. Das meiste Geld der Lübecker stammt hier von der DFG, einiges sind aber auch Fördermittel von Bund und Ländern.

An der Spitze des Promotionsrankings steht mit 36 pro Jahr die TU München, doch wird die Pro-Professor-Zahl von 1,2 noch von Bielefeld (1,8) und dem KIT (1,7) geschlagen. Die Lübecker Doktoranden müssen sich allerdings noch ein wenig ran halten. Denn mit 5,3 Publikationen pro Jahr und nur 0,4 pro Professor müssen sie Angst haben, bald zur Schlussgruppe zu gehören.

Doch auch hier gilt: Die Fakultät ist relativ klein und kann lang nicht in solchen Massen produzieren, wie die großen Unis, die dementsprechend auch einen Spitzenplatz in der Reputation bekommen (TU München, KIT, RWTH Aachen und Saarbrücken).

Trotz allem: Angesichts der Drittmittelzahlen, die sowohl in der Informatik als auch in der Medizin eher gering sind, können wir doch sagen: Wir haben das Beste rausgeholt! Und sowieso: In der Lehre sind wir immer noch spitze!

Noch keine Kommentare, sei der Erste!