Akkreditierung, was ist das überhaupt? Nachdem im letzten Jahr bereits der MLS-Studiengang reakkreditiert wurde, steht nun die CLS-Reakkreditierung an. Grund genug, sich mit dem Vorgang der Akkreditierung, aber vor allem auch den Änderungen durch die Reakkreditierung für den Studiengang zu befassen.

Die deutsche Version der Wikipedia meint dazu: „Der Begriff Akkreditierung (lat. accredere, Glauben schenken) wird […] benutzt, um den Umstand zu beschreiben, dass eine allgemein anerkannte Instanz einer anderen das Erfüllen einer besonderen (nützlichen) Eigenschaft bescheinigt“ wer aus diesem Abschnitt jetzt merklich schlauer geworden ist, dem sei gratuliert. Den meisten wird das jedoch wohl eher weniger weiterhelfen. Fakt ist: Jeder unserer TNF-Studiengänge ist bei der ASIIN, der Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik e.V., einer Begutachtung unterzogen und anschließend, da diese offensichtlich positiv ausfiel, akkreditiert worden. Der Vorgang der Akkreditierung lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. Zuerst schickt die Hochschule der Agentur umfassende Unterlagen. Anschließend entsendet diese Gutachter, die sich mit dem Studiengang befassen und denen die zuständigen Personen der Hochschule Rede und Antwort stehen. Bei einer Reakkreditierung werden zusätzlich die Studenten befragt, die den Studiengang bereits studieren. Abschließend wird ein Gutachten erstellt, das, eventuell mit Auflagen verbunden, entweder die (Re-)Akkreditierung zur Folge hat oder der Hochschule Nachbesserungen auferlegt. Die Akkreditierung ist hier in Schleswig-Holstein Pflicht. Das Land schreibt vor, dass die Akkreditierung sogar vor der Zulassung erfolgenmuss.

Die Akkreditierungsagenturen verbinden hochgesteckte Ziele mit ihrem Verfahren: Qualitätssicherung in Studium und Lehre, internationale Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse und eine erhöhte Transparenz der Studiengänge werden hier gerne aufgezählt. Dies spiegelt sich auch in den Kriterien für die Akkreditierung wieder. Um eine Akkreditierung zu erhalten, muss die antragstellende Hochschule ein stimmiges Gesamtkonzept für das Ausbildungsziel eines Studiengangs, die Umsetzung und die Qualitätssicherung vorlegen. Außerdem sollen die Studenten die passende fachlichen und überfachlichen Kompetenzen vermittelt bekommen, um nach dem Studium berufsbefähigt zu sein. Oben drauf soll alles studierbar, sowie in einem pädagogisch sinnvollen Rahmen vermittelt werden und es müssen die grundlegenden Bologna-Anforderungen, wie Internationalität oder die Einpassung in das European-Credit-TransferSystem (ECTS), erfüllt werden. Noch sind in Deutschland erst etwa die Hälfte aller Bachelorund Masterstudiengänge akkreditiert. Dies liegt zum Großteil daran, dass für viele Studiengänge aus den unterschiedlichsten Gründen noch kein Antrag gestellt wurde. Immerhin kostet die Akkreditierung eines Studiengangs in der Regel auch zwischen 10.000 und 15.000 Euro und will alle fünf Jahre erneuert werden: die sogenannte Reakkreditierung. Was passieren kann, wenn es zu letzterer nicht kommt, konnten wir erst vor kurzem an der International School of New Media (ISNM), einem An-Institut der TNF hier in Lübeck sehen. Nachdem 2007 die Akkreditierung für den Studiengang Master of Science in Digital Media ausgelaufen ist und eine erneute Akkreditierung nicht zu Stande kam, befindet sich das Institut seit 2008 in einem Status der Restrukturierung und bietet keinen Studiengang mehr an, lediglich bereits begonnene Studien können noch zu Ende gebracht werden.

Aber nicht immer ist die Reakkreditierung ein Problem. Schon 2008 lief diese beim MLS-Studiengang erfolgreich ab. Jetzt ist der CLS-Studiengang dran. Hierzu sprachen wir mit Prof. Dr. Jürgen Prestin, Dekan der TNF und Begründer des Studienganges CLS. Das erste Problem: Computational Life Science sei nach aktueller Lage kein angemessener Name mehr für den Studiengang, da dieser nicht über ausreichend englischsprachige Veranstaltungen verfüge, um einen englischen Namen zu rechtfertigen. Lange wurde über einen neuen Namen, auch unter Einbezug von Studierenden, nachgedacht. Der Akkreditierungsbehörde wird nun „Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften“ zur neuen Benennung vorgeschlagen, gerne würde Prestin auch noch den Zusatz „Computational Life Science“ zur Identitätswahrung anhängen, aber ob dies „juristisch machbar“ ist, sei nicht klar. Ganz tot sind der gewohnte Name und seine Abkürzung aber noch nicht: Zumindest in Broschüren und ähnlichem sollen diese weiterhin mitverwendet werden. Ein Vorteil des neuen Namens, so Prestin, sei aber, dass der Mathematikanteil des Studiengangs nun eindeutiger zu sehen ist. Es besteht die Hoffnung, dadurch mehr Studenten ansprechen zu können. Ziel sei es, mindestens 20 Studenten durch den Bachelor und mindestens zehn Studenten durch den Master zu bringen. Dies war, so gibt Prestin zu, das größte Manko in der Vergangenheit. Es hätten leider meistens nicht genug Masterstudenten angeworben werden können, um die abgegangenen zu ersetzen. Dieses Ziel, mehr Masterstudenten, aber auch das Ziel einer größeren Wahlmöglichkeit verfolgt auch die in Prestins Augen wichtigste Änderung: Ein neuer Masterzweig soll entstehen. Dieser soll sich, Dank der durch die MIW-Einführung entstandenen neuen Vorlesungen, mehr mit technischen Themen wie medizinischer Bildgebung und –verarbeitung oder allgemein mit der Signalverarbeitung befassen. Der jetzige biochemische Masterzweig bleibt zusätzlich erhalten. Hier finden, wie im Bachelor, nur Detailverbesserungen und Anpassung an geänderte Vorlesungsangebote statt. Übrigens: Während der CLS-Reakkreditierung sind, wie erwähnt, auch die CLS-Studenten gefragt, so werden die Gutachter während ihres Aufenthaltes auch eine Gruppe von Studenten um ihre Meinung zum Studiengang bitten. Eine Umstellung zum diesjährigen Wintersemester sei leider nicht mehr möglich gewesen, es werde aber bis zum nächsten Herbst alles durch sein, so dass das Wintersemester 2010/2011 bereits nach den neuen Plänen studieren kann. Dann können die Masterstudenten, wenn alles glatt geht, auch den neuen Zweig wählen. Schade nur, dass alle, die dies in diesem Jahr bereits vorhatten, durch Stundenplankollisionen dazu nicht in der Lage waren. Ob die bereits Studierenden nächstes Jahr von den Änderungen betroffen sind, ist nicht klar. Jeder habe juristisch natürlich das Recht, nach der alten Ordnung weiter zu studieren. Auch ist es gerade durch die geringe Anzahl an Änderungen fraglich, ob sich eine Umstellung lohnt. Final kann dies erst mit der Neuordnung ab nächstem Wintersemester geklärt werden.

Die abschließende Frage, wie Dekan Prestin die bisherigen Jahre des CLS-Studiengangs beurteilen würde, beantwortet er mit einem positiven „Sehr zufrieden“. Die CLS-Studenten hätten sich als eine „Quelle der Inspiration“ herausgestellt und der Studiengang habe für die Mathematik in Lübeck viel gebracht. Er freut sich auch über die ersten Doktoren, sieht aber, vor allem in Anbetracht der anderen Studiengänge, noch viel zu tun bei der Anwerbung neuer Studenten. Im Zuge dessen wird, wie es sich bereits viele gewünscht haben, nun endlich auch die CLS-Homepage verbessert, eventuell auch mit ganz neuem Design. Spätestens zum Frühjahr sei damit zu rechnen, was vielleicht auch Interessenten anlockt, die sich gerade in dieser Zeit über mögliche Studiengänge informieren.

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