Es ist eine Binsenweisheit, daß die Landeskasse Schleswig-Holsteins nicht mit massigem Volumen protzen kann. Andererseits ist es aber auch nicht so, daß der Landeshaushalt ein Hochschulgebäude nicht grundsätzlich hergäbe. Vielmehr entsteht um die vorhandenen Finanzressourcen ein Verteilungskampf und zwangsläufig fallen Landesprojekte unter den Tisch. Dabei scheinen wir Informatiker ein heißer Kandidat zu sein.

Der Hintergrund.
Seitdem der Studiengang Informatik zum Wintersemester 1993/94 eingeführt wurde, warten wir bislang vergeblich auf ein Informatikgebäude, das hinter der Vorklinik seinen Platz bekommen soll und das alle Informatikinstitute fassen kann. Da auf dem Campus seit ehedem Raumnot herrscht, hat sich die Entwicklung unseres neuen Studiengang auf insgesamt vier Standorte (Campus, Seefahrtsschule, Osterweide, TZL) in Lübeck verteilt. Im letzten Semester hat sich die Situation derart zugespitzt, daß auch in dem 18 km (entsprechend einer Busstunde oder 45 Fahrradminuten oder 20 Autominuten) vom Campus entfernten Technikzentrum Lübeck (TZL) Lehrveranstaltungen stattfinden. Dort sind momentan drei Institute untergebracht (Signal- und Informationsverarbeitung, Multimediale und Interaktive Systeme, Softwaretechnik und Programmiersprachen) weitere drei gerade genehmigte Institute (Robotik, Neuroinformatik, Logik) werden wohl ebenfalls dort untergebracht werden. Besonders bitter für die Studierenden ist dabei, daß diese Lösung als Provisorium angekündigt wurde, wobei Lehrveranstaltungen dort ausdrücklich verneint wurden. Statt dessen etabliert sich das TZL als Dauerprovisorium.

“Zu teuer” ist das vernichtende Argument, in Zeiten knapper Haushaltskassen müssen eben alle zurückstecken. Die einzige Möglichkeit, den Gesamtpreis mö,glichst niedrig zu halten ist die, nicht alle Institute in den Bau mit einzuplanen. Entsprechende wurden die Pläne mehrfach geändert doch bis zuletzt war die Finanzierung nicht sichergestellt (siehe dazu Bericht Hochschulbau).

Die aktuellen Entwicklungen.
Am Montag, den 30. 11. 1998 fand im SAS Senator Hotel eine Diskussion über die Zukunft der Hochschulen in Lübeck statt. Als hoher Gast war dazu neben den Hochschulrektoren Professor Wolfgang Kühnel (MUL), Professor Hans Wilhelm Orth (FH) und Professorein Inge-Susann Römhild (Musikhochschule) die Ministerin für Bildung Wissenschaft Forschung und Kultur Ute Erdsiek-Rave eingeladen.

Nachdem Herr Kühnel ihr nochmals sehr nachdrücklich und engagiert die Wichtigkeit des Informatikgebäudes vor Augen geführt hatte, legte sich Frau Erdsiek-Rave auf das Jahr 1999 für den Baubeginn und 2001 für die Fertigstellung des Informatikgebäude fest.
Das ist nicht wirklich neu, denn ihre Vorgängerin Gisela Böhrk, die im Zuge der Umordnung der Landesregierung mit Blick auf die Landtagswahl 2000 aus dem Amt entlassen wurde, hatte im Focus-Bericht zum Aufbau des Studiengangs genau diese Festlegung schon 1997 getroffen.
Etwas anderes ist wirklich neu: die Fachhochschule, die bisher einen Anteil von etwa 25% an dem Gebäude gehalten hatte, scheidet aus. Nicht also umsichtiges Handeln sondern erneut Sparmaßnahmen schaffen eine für uns positive Situation, steigen doch damit die Chancen, daß alle Institute unter ein Dach gebracht werden können.

Wertung.
Selbst in dem günstigen Fall, daß die Ankündigungen von Frau Ersiek-Rave eintrifft, werden vom ersten Plan bis zur Fertigstellung acht Jahre vergangen sein. Ein Studium in Regelzeit dauert hingegen nur 4 1/2 Jahre, also hat das ganze Projekt fast zwei vollständige Studenten-Generationen gebraucht. Viel zu viel zu viel wie ich finde. Darüber hinaus bleibt es noch abzuwarten, ob der frei gewordenen Platz der FH tatsächlich ausreicht, unsere Institute unterzubringen. Ich jedenfalls glaube erst daran, wenn sie alle eingezogen sind.

 

Einige Fragen blieben ungeklärt:

  • Welcher Teil der menschlichen Psyche bewirkte, das sich alle vor der Türe versammelten, bis wir – wie Weihnachten – alle in die gute Stube baten?
  • Welche Brötchen sind besser: Schrippen oder Mittagsbrötchen (beide von Firma Stadtbäckerei)?
  • Wieviele Namen von Studierenden kann man sich in 30 Sekunden merken (Highscore Prof. Fischer: vier Vor- und Nachnamen)?
  • Wie heißt der Gegenpart zum Begriff Mentor (etwa Mentanten analog zu Tutor/Tutanten)?

Wir danken

  • Tobias Kochems für künstlerisch hochklassige musikalische Untermalung
  • Thomas Otto für brilliante Planung und Koordination
  • Roman Koch, Stefan Wirtz, Achim Feldmann, Lars Hömke, Gregor Peter, Birgitta Weber und Florian Mösch für Ausführung und Unterstützung
  • Amir Madany Mamlouk für Amüsemang und Ansprache.

Wir buchen das Erstsemesterfrühstück auf der Habenseite unseres Erfolgskontos. Falls Ihr anderer Meinung seid, Anregungen, Kritik oder Lob loswerden wollt, dann wendet euch an die Hotline der Fachschaft: fachscha@informatik.mu-luebeck.de.

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

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