Die LUNIKA

Plastik und Chip ersetzen Papier und Stempel

Das Schreiben von Frau Schün über die „MULCard“ dürfte den meisten von euch bekannt sein – im nächsten Semester werden der rosa Studierendenausweis aus Papier und die Mensakarte durch eine Chipkarte ersetzt. Statt des zunächst verbreiteten Arbeitstitels „MULCard“ wird diese Karte dann aber „LUNIKA“ heißen; das steht für „Lübecker Universitätskarte“.

Im Vorfeld dieser Umstellung haben sich durch allgemeine Unwissenheit leider einige Halbwahrheiten verbreitet, teilweise wurden Boykott-Aufrufe laut. Nicht allein der Einsatz neuer Technologien, auch die Rolle der Lübecker Sparkasse bei dem Vorhaben hat dem Mißtrauen Vorschub geleistet. Dieser Artikel soll nun die Fakten klar darstellen, und vielleicht gelingt es ihm zu zeigen, daß viele Befürchtungen unbegründet sind.

Im Zeichen der Zeit

Im Studentensekretariat wurde in den letzten Jahren deutlich, daß das vorhandene Personal gerade noch die notwendigen Verwaltungsarbeiten bewältigen kann. Für weitergehende Beratung der Studierenden bleibt dabei kaum Luft. Auf den ersten Blick bieten sich in dieser Situation zwei Lösungsansätze an: Zum einen könnte mehr Personal eingestellt werden, zum anderen könnte man versuchen, sich eines Großteils des Papierkrams zu entledigen. Der erste Ansatz – mehr Personal einstellen – stößt in unserer Zeit der leeren Kassen leider auf wenig Gegenliebe, insbesondere im Bereich des öffentlichen Dienstes verbietet sich schon der Gedanke an Neueinstellungen. Es bleibt also die Automatisierung von Verwaltungsabläufen. Das ist zwar auch mit hohen Kosten verbunden, aber für solche technische Innovationen werden aus dem Hochschulsonderprogramm (HSP 3) Fördergelder – je zur Hälfte von Bund und Land – zur Verfügung gestellt.

Nachdem sich Chipkarten in diesem Bereich an anderen Universitäten, in Trier etwa, bereits als praktikabel erwiesen hatten, erschien eine ähnliche Lösung auch für Lübeck realisierbar. Und so war die Idee der LUNIKA geboren. Von Anfang an waren übrigens die Bibliothek und das Studentenwerk in Planungen einbezogen. So soll das Ausleihverfahren in der Bibliothek durch die Einführung der LUNIKA deutlich vereinfacht werden, in der Mensa wird die altbekannte Mensakarte abgelöst.

Der Weg zur GeldKarte

Zunächst stand die Entwicklung einer speziellen Karte für MUL-Verhältnisse auf dem Programm. Nachdem der Arbeitsgruppe jedoch klar geworden war, wie der neue Ausweis funktionieren sollte, stellte sich heraus, daß sich diese Ideen nicht mit vertretbarem Aufwand realisieren ließen. Daher entschloß man sich dafür, auf bestehende Lösungen zurückzugreifen. In Hinblick auf die gewünschte Zahlungsfunktion bemühte man sich um die Unterstützung einer Bank. Darauf zeigte sich lediglich die Sparkasse Lübeck daran interessiert und dazu in der Lage, an einer den Vorstellungen der MUL entsprechenden Lösung mitzuarbeiten.

Das „Aufwerten“ der LUNIKA

Im Kern wird die LUNIKA nun also eine GeldKarte. Sie kann auf dem MUL-Campus an Automaten der Sparkasse aufgeladen werden. Dazu ist zusätzlich zur LUNIKA eine Bank-Karte, die Abhebungen an Automaten erlaubt, einzustecken. Hier unterscheiden sich die von der Sparkasse im Zentralklinikum und in der Mensa aufgestellten Automaten von den sonst üblichen Geldautomaten, in die nur einer Karte eingeführt werden kann, die gleichzeitig GeldKarte und so etwas wie eine EC-Karte sein muß. Daher wird es zunächst kaum eine andere Möglichkeit geben, die LUNIKA aufzuwerten, als einen der Automaten auf dem MUL-Gelände zu benutzen. Die Sparkasse hat sich dazu verpflichtet, hier auch von Kunden anderer Banken keine Gebühren zu erheben.

Im Gegensatz zur bisherigen Mensakarte kann die LUNIKA in der MUL nicht mit Bargeld aufgeladen werden. Es soll jedoch in vielen Bankfilialen verschiedener Institute möglich sein, am Schalter eine GeldKarte mit Bargeld aufladen zu lassen. In der Regel fallen dabei keine Gebühren an.

Bezahlen mit LUNIKA und der Datenschutz

Da es sich bei der LUNIKA um eine echte GeldKarte handelt, bietet es sich natürlich an, auch Kinokarten oder Brötchen damit zu bezahlen. Dabei darf natürlich auf die anderen Informationen, die auf der LUNIKA gespeichert sind, nicht zugegriffen werden. Beispielsweise geht es die Bäckerei nichts an, ob ein Kunde an der MUL immatrikuliert ist oder nicht. Das Kino darf auch keine Listen von Matrikelnummern häufiger Sneak-Preview-Besucher führen, und nicht einmal die Mensa sollte Profile über das Eßverhalten einzelner Studierender erstellen können. Wer meint diese Daten könne doch ruhig jeder haben und sich nicht vorstellen kann was sich damit alles anfangen läßt, dem kann ich nur diesen Zeit-Artikel empfehlen, der über die herrschenden Zustände in den USA berichtet.

Um an diesen Stellen einen Mißbrauch der Daten zu verhindern, wurde folgendes technisches Verfahren gewählt:
Ohne Eingabe der PIN gibt der Chip keine Informationen heraus. Die PIN selbst kann nicht gelesen, sondern nur geschrieben werden. Zweiteres aber auch nur, wenn zuvor eine gültige PIN eingegeben wurde. Ab Fabrik haben alle LUNIKAs eine Standard-PIN, die sofort nach Erhalt selbstständig geädert werden muß.
Außerdem gibt es hierzulande ein Datenschutzgesetz; und die hier geschilderte Verwendung der Daten von der Karte ist verboten. Und wer sich an das Verbot nicht hält, muß Konsequenzen fürchten.

„Ich habe schon eine GeldKarte“

Dieser Einwand ist berechtigt. Um sich nicht um das Aufladen zweier GeldKarten kümmern zu müssen, wäre es nützlich nur eine der beiden zu benutzen. Am einfachsten sollte es sein, nur die LUNIKA zu benutzen. Der Nachteil dabei besteht allerdings darin, daß man darauf angewiesen ist, die Aufladeterminals auf dem Unigelände zu verwenden. Alternativ bietet es sich an, auch in der Mensa mit der eigenen GeldKarte von der eigenen Bank zu bezahlen. In diesem Fall stellt sich die Frage, wie sichergestelt werden kann, daß nur Studierende auch Essen zum Studierendenpreis bekommen. Aus diesem Grunde bekommt das Studentenwerk für jedes Semester eine Liste von gültigen Kartennummern von Studierenden. Ursprünglich sollten das nur die Nummern der LUNIKAs sein. Aber es sollte technisch zu realisieren sein, sich am Info-Terminal mit der LUNIKA auszuweisen und dann die Nummer der eigenen GeldKarte zu registrieren. Das Studentenwerk zeigte sich erfreulicherweise dieser Idee gegenüber aufgeschlossen.

Und die Fachhochschule?

Von Beginn an sollte die neue Chipkarte mit der Fachhochschule gemeinsam eingeführt werden – schließlich werden Bibliothek und Mensa zu großen Teilen auch von derer Studierenden genutzt. Verwaltungstechnische Querelen und die geplante Umstellung auf eine neue EDV-Anlage sorgten jedoch leider dafür, daß die Beteiligung der FH im Sande verlief. Während einer anfänglichen Testphase wird sich für die Studierenden der FH daher zunächst nichts ändern. Danach wird es voraussichtlich als Übergangslösung eine Chipkarte für die FH geben, die dort keinen Ersatz für den Studierendenausweis aus Papier darstellt und die natürlich nicht den vollen Funktionsumfang der LUNIKA bietet.

 

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

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