Eigentlich hatte ich an dieser Stelle geplant, eine kritische Nachbetrachtung der Streikwoche unserer Universität vorzunehmen, aber ich habe mich kurzfristig umentschieden, da ich denke, daß damit inhaltlich niemandem gedient ist. Aber für alle Leser von Außerhalb: Ja, es ist wahr! Die Medizinische Universität zu Lübeck hat gestreikt! Auch wenn es der breiten Öffentlichkeit nicht vergönnt war, daran teilzuhaben, waren auch in Lübeck Studierende aktiv an den Protesten gegen den voranschreitenden Bildungsabbau in der Bundesrepublik beteilligt…

In dieser Aktionswoche haben Stefan M. Krampe und ich den Arbeitskreis Politischer Kontakt gegründet, über deren Ziele und Ideen ich hier berichten möchte. Einerseits hoffe ich, daß dieser Artikel einen aufklärerischen Aspekt hat, da nur ein Teil unserer Streik-Aktionen richtig pubik gemacht wurde (nicht nur auf den AK Pol.Kontakt bezogen!), andererseits halte ich es für wichtig, die politischen Motive um die es noch vor einem Monat ging, nicht völlig in Vergessenheit geraten zu lassen.

 Die Idee lag eigentlich auf der Hand. Wenn man streikt, dann möchte man seine Forderungen durchsetzen. Und unsere Forderungen richteten sich allesamt an die Politik. Da war es naheliegend für uns auch das Gespräch mit den Politikern zu suchen. Eine weitere Idee war es, die inhaltlichen Gruppen wie den AK Finanzen, den AK Hochschulpolitik und den AK BAFöG den Streß abzunehmen, auch noch Treffen mit Politikern zu organisieren.

Ein kurzfristiges Ziel war das Abhalten einer Podiumsdiskussion im Zentralklinikum, welche auch schon stattfand, unter Beteiligung der Bildungspolitischen Sprechern der großen Landtagsfraktionen (Jürgen Weber (SPD), Torsten Geisler (CDU), Dr.Georg Hörmann (B90/Grünen), Dr.Ekkehard Klug (FDP)) und unser Kanzler von Detmering.

Jeder Politiker nahm Stellung zu den jüngsten Entscheidungen in der Hochschulpolitik, der geplanten Reform, den BAFöG-Modellen und der Finanzpolitik des Landes. Leider blieb die Diskussion auf Grund der Themenvielfalt etwas allgemeiner als wir es uns gewünscht hätten. Inhaltlich war es trotzdem eine gelungene Veranstaltung, allerdings hätten wir uns mehr Publikum aus den Studierendenkreisen  gewünscht.

Am Mittwoch, den 3.Dezember 1997 waren wir mit dem Politilreferenten und der Vorsitzenden des AStA in Kiel im Landtag Schleswig-Holstein, um uns dort mit dem Bildungsausschuß der CDU und Bündnis 90 zu Gesprächen zusammenzusetzen. (Leider war gerade SPD-Parteitag in Hannover!).

Wir sind in diesen Gesprächen auf sehr interessierte Zuhörer gestoßen, die auch uns sehr hilfsbereit mit Informationen versorgt haben, so daß unser langfristiges Ziel, einen konstanten Kontakt zum Landtag SH aufrecht zu erhalten, noch immer realistisch erscheint. Natürlich waren viele Ausführungen und Datenblätter sehr subjektiv und parteibezogen, doch dennoch sind solche Gespräche nötig, um einen Überblick über den Stand der Dinge nicht immer nur über drei Ecken als Gerücht zu erfahren.

Natürlich konnten wir durch unsere Gespräche keine Politik machen, aber wir haben doch wenigstens noch einmal unseren Standpunkt darlegen können. Und dazu gehörten z.B.

  • keine Studiengebühren in Schleswig-Holstein
  • Sicherung des Studienortes Lübeck
  • Legitimierte Mitbestimmung der Studierendenschaft
  • Anhörung von AStA-Vertretern vor dem Bildungsausschuß des Landtages Schleswig-Holstein
  • Regelmäßiger Kontakt zwischen Studierenden und Politikern

Besonders einen weiteren Punkt möchte ich hier nochmals unterstreichen, da sie uns besonders angehen:

In allen persönlichen Gesprächen sowohl mit B90, SPD als auch FDP kam eines ganz klar von Seiten der Politiker zur Sprache: Lübeck, speziell die Medizinische Universität, braucht eine stärkere Lobby! Einige Politiker (aus den Hochschulpolitischen Ausschüssen!) wußten gar nicht, daß Lübeck eine Hochschule hat!!

Außerdem bildet Schleswig-Holstein im medizischen Bereich weit über den Eigenbedarf des Landes an Ärzten/innen aus und die Kassen des Landes sind leer. Da ist es nur eine Frage der Zeit bis dort massiv geküzt bzw. zusammengelegt wird. Institute, die nach Aussage von Bernd Saxe (SPD) zusammengelegt werden könnten, sind z.B. die Rechtsmedizin, die Toxikologie und die Herzchirugie.
Aber wohin? Nach Kiel oder nach Lübeck? Nach Aussage der Politiker wohl eher nach Kiel, denn dort stehen die Betroffenen angeblich monatlich im Landtag, um zu unterstreichen, wie wichtig der Standort Kiel sei, von Lübeck stattdessen kommt sehr wenig.  Leute, das ist schlecht!! Sowohl von unserer Seite als auch von Seiten der Uniführung muß da mehr kommen!

Dies soll als hochschulpolitisches Appetithäppchen erst einmal genügen. Ich plane für die nächste Ausgabe eine ausführlichere Reportage über die Situation der Uni Lübeck und möchte evtl. eine Stellungnahme der Parteien veröffentlichen.
Also, wenn best. Themen oder Fragen von unseren Lesern gewünscht werden, oder jemand der Meinung ist, ein besonders wichitiger Fakt droht unbeachtet zu bleiben, bitte ich um eine mail an mich.

Ebenso würde ich mich um eine Resonanz bezüglich Umfang und Inhalt des Artikels freuen…

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