Die Zustände müssen schon unerträglich sein, wenn selbst Deutschlands Medizinstudenten protestieren und demonstrieren, und die Zahlen und Fakten, die der Arbeitskreis für Medizinalassistenten des Marburger Bundes und des Fachverbands Medizin (FVM) erarbeitet hatte, waren in der Tat so eindrucksvoll, daß an dem Ernst der Lage nicht mehr zu zweifeln war. Zudem hatte ja eine recht stattliche Anzahl von Kolleginnen und Kollegen dies am eigenen Leib erfahren, so daß den theoretischen Zahlen der Statistik die Tatsachen der Praxis als Beweis dienen konnten. Dennoch war bisher außer einer “Empfehlung” des Bundes gesundheitsministeriums nichts zur Linderung der Not geschehen, was dazu führte, daß die Delegierten auf der Fachverbandstagung in Tübingen einstimmig grünes Licht für gezielte Aktionen gaben.

Am 14. Mai schließlich protestierten die 36000 Medizinstudenten und taten ihren Unwillen über den Ausbildungsnotstand kund. In einer Telegrammaktion an den Bundesratsvorsitzenden Klaus Schütz erhielt dieser nach eigenen Angaben ca. 2500 Proteste in sein Amt. (Gut unterrichtete Kreise der Post geben allerdings wesentlich höhere Zahlen an). Der nordrhein-westf. Innenminister Weyer erhielt etwa 5000 Telegramme. Und einzig er reagierte so, wie man es von allen erhofft hatte, prompt, unbürokratisch und realistisch:

  1. Die Gynäkologie-Pflichtzeit ist nicht mehr unabdingbare Voraussetzung zur Erlangung der Approbation. Eine mehrfache, vergebliche Bewerbung (mindestens 2) um eine solche Stelle soll nachgewiesen werden. Als Ersatz dienen Pädiatrie, Neurologie usw.
  2. Anerkennung der im Ausland abgeleisteten Pflichtzeiten.
  3. Zulassung von niedergelassenen Ärzten und Fachärzten zur Ausbildung von MA.
  4. Einhaltung der Mindestzeiten. Für Krankenhausträger, die sich den gemeinsamen Bemühungen um Beseitigung der Engpässe nicht ausreichend anschließen, droht die Einstellung der finanziellen Unterstützung von Entwicklungen und Bauvorhaben.
  5. NRW fordert die Krankenhausträger nachdrücklich auf, mehr Planstellen einzurichten. Für die landeseigenen Häuser werden Stellen als Sofortmaßnahmen erstellt.

Diese Beschlüße lassen eine reale Einschätzung der Lage und den Willen, anderen den Weg zu weisen erkennen. Es bleibt zu hoffen, daß auf einer in diesen Tagen stattfindenden Konferenz der Ländergesundheitsminister in diesem Sinn bundeseinheitlich verfahren wird. Noch unbestätigt ist bisher die Nachricht, daß Schleswig-Holstein obige Regelung sinngemäß übernommen hat.

In Lübeck selbst brachte der Spontanbesuch am 14. 5. bei Herrn Senator Steinbrecher, wie zu erwarten, keinen bisher sichtbaren Erfolg. Milde lächelnd, mit dem ihm eigenen Verständnis über die Lage der Dinge unterrichtete der Senator die 11 Abgesandten der MAL davon, daß der Verwaltungsrat über das Problem bereits beraten habe: Ergebnislos! Das überraschte uns nicht, berät doch dieses Gremium seit Jahren über den Bau unseres Provisoriums: Ergebnislos! Wir sollten übrigens beides nicht unwidersprochen über uns ergehen lassen.

Nun noch ein Hinweis für zukünftige Medizinalassistenten: Seit Anfang Mai werden MA-Stellen zentral vermittelt. Die Formulare (im Fachschaftsbüro erhältlich) schicken Sie bitte in dreifacher Ausfertigung an die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung

6000 Frankfurt / Main
Zeil 57

In der Tat besteht nun die berechtigte Hoffnung, daß Sie Ihre Ausbildung ohne Verzögerung beendigen können.
Dafür viel Erfolg !

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