Nach Ableistung von 1009 Jahren Leben nahm Karl Behrhof eine fortschreitende Schwäche und damit die Möglichkeit seines Todes wahr.

Er dachte daran, daß es eigentlich schon vor 879 Jahren soweit gewesen wäre. Da er jedoch einer der ersten wurde, für die die Todesamnestie in Kraft trat, kam er trotz eines akuten Nierenversagens nicht mehr in den Genuss eines Lebensendes.

Die Gesundheitsbehörde hatte ihn wie alle anderen registriert, sein Wohlergehen ständig überwacht und war mit zwei neuen Nieren sofort zu seiner Rettung erscheinen.

Diese Nieren hatte er sich schon vorher neben den übrigen Organen an Hand eines Kataloges bestellen müssen. Da er die Farbe türkis gern leiden mochte – seine Großtochter hatte ihr Besucher-WC in diesem Ton kacheln lassen – wählte er die Spares (engl. am. Ersatzteile, sprich: Spärs) in dieser Ausführung.

Man hatte ihn also gerettet. So ganz recht war es ihm nicht gewesen. Da er konservativ erzogen worden war, vertrat er noch die Auffassung: “Nach Leben Tod”, die er im Sinne “Nach Regen Sonnenschein” verstand.

Er hatte sich in den Nmstand eines verlängerten Lebens gefügt, die Sahara in ein ertragreiches Marmeladenbrot – Anbaugebiet verwandelt, Arktis und Antarktis vom Permafrost befreit (was ihm von Väterchen Prost eine Beleidigungsklage einbrachte), viel gelesen und seiner Freundin im Pferderennen ein moderneres Innenohr erwettet.

Zwischendurch hatte er sich einmal im Selbstmord versucht, indem er sich während des Sahara – Aufenthaltes im Rahmen des täglichen Stabhochspringens auf einen Haufen Marmeladenbrotformenschrott fallen ließ. Dabei verlor er seine Leber. Er hatte jedoch vorübergehend vergessen (das Klima!), daß im Kühlraum der Kantine seine türkise Spare-Leber lag.

Nun war mit dieser zunehmenden Schwäche sein Tod wieder in den Bereich des Erdenklichen gerückt.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, trainierte er weiter auf dem Trampolin, was ihn, wie er beglückt feststellte, immer stärker ermüdete, und nahm erfolgreich an zwei Wildwasser-Kanuregatten teil.

Danach plante er, wie er seinen Angehörigen beim Abschied sagte, die Verquickung des südamerikanischen mit dem afrikanischen Kontinent per Plugzeugschlepp.

In Wirklichkeit verkroch er sich in einer Litfaßsäule und verstarb dort.

Als er aufwachte – es roch nach Grünkohl mit Brägenwurst – erzählte ihm seine Freundin, daß ihr Schoßhund, der Pekinese Tamariske, ihn er schnüffelt, ausgegraben und nach Hause vor die Tiefkühltruhe gezogen hatte. Der Hausmeister in seiner Eigenschaft als Spare-Wart hatte dann 1. Hilfe geleistet und das türkise Herz eingeklinkt.

Beim letzten Schluck des Silvestersekts erwog Karl Behrhof resignierend seine Todeschancen für das neue Jahr 2879.

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